Herr: es ist Zeit.
Der Sommer war sehr groß.
Leg Deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Anlaß: Trauerkarten
Thema: Christlich, Gedicht
Autor: Rainer Maria Rilke
ZUM TRAUERKARTE SCHREIBEN FEHLEN OFT DIE WORTE
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Herr: es ist Zeit.
Der Sommer war sehr groß.
Leg Deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Alle, die in Schönheit gehen,
werden in Schönheit auferstehen.
Irgendwo blüht die Blume des Abschieds
und streut Blütenstaub, den wir atmen, herüber;
auch noch im kommendsten Wind
atmen wir Abschied.
Wenn etwas uns fortgenommen wird,
womit wir tief und wunderbar zusammenhängen,
so ist viel von uns selbst mit fortgenommen. Gott aber will, dass wir uns wiederfinden – reicher um alles Verlorene und vermehrt um jenen unendlichen Schmerz.
Dass wir erschraken, da du starbst, nein,
dass dein starker Tod uns dunkel unterbrach,
das Bisdahin abreißend vom Seither: das geht uns an; das einzuordnen wird die Arbeit sein, die wir mit allem tun.
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen lachenden Mundes.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen mitten in uns.
Wenn Du an mich denkst,
erinnere Dich an die Stunde, in welcher Du mich am liebsten hattest
Wenn ihr mich sucht,
sucht mich in euren Herzen.
Habe ich dort eine Bleibe gefunden,
lebe ich in euch weiter.